Aus der Geschichte der Friedensschule Plauen

Am 5. Oktober 1909 um 9 Uhr ver-sammelten sich Lehrer und Schüler vor dem alten Schulgebäude an der Syrastraße. Dann setzte sich ein stattlicher Zug, die Schulfahne schwenkend, angeführt von der städtischen Kapelle über den Markt

am Rathaus, die Neundorfer- und Engelsstraße, über die König-August-Brücke nach dem majestätisch vom Bärensteinabhang grüßenden neuen   Schulhaus in Marsch.

 

Nachdem Bauinspektor Dolzig dem Bürgermeister Schurig symbolisch den Schlüssel der Schule übergeben und dieser ihn in die Hände des neuen Rektors gelegt hatte, übernahm Prof.  Dr. Matthias das Gebäude für sich und seine Mitstreiter mit einem Gelübde, es mit allen Kräften zu hüten. Mit bewegenden Worten würdigte er den letzten Rektor des
Schulvorgängers, Prof. Christian Achmed Scholtze, der Realschule und -gymnasium
in einem Hause vereinte und die neue Schule inhaltlich mit aufbaute. Leider erlebte er die Eröffnung selbst nicht mehr. Später ist die Straße parallel zum Schulhof nach ihm benannt worden.

 

 

Etwa 450 Schüler und 31 Lehrkräfte nahmen 1909 den Unterricht auf.

Die Ausbildung in dieser Zeit war sehr vielfältig, wodurch den Abiturienten alle Studiengänge offen standen.

Der 1. Weltkrieg störte den Unterrichtsverlauf nachhaltig. Es gab Notprüfungen, Kriegsmärsche und Kriegsunterhaltungsstunden im Schulsaal. Dabei wurden Briefe von der Front verlesen. In der Nachkriegszeit gab es Kälteferien und Kurzwochen. Es war einfach nicht genug Kohle zum Heizen vorhanden. Prof. Matthias führte die Schule bis September 1924 und starb 1934 in Plauen.

Der Nachfolger von Dr. Matthias, Dr. Hannes Zwicker, gebürtiger Zittauer, führte von 1925 bis 1938 das Realgymnasium in gleichem Sinne weiter. In dieser Zeit wurde auch 1926 mit 705 Schülern die höchste Zahl erreicht. Die besonderen Verdienste von Dr. Zwicker liegen darin, dass er als Nationalliberaler den Einfluss des Nationalsozialismus auf Kollegium, Schüler und Lehrplan weitgehend einzudämmen versuchte. 

Die NS-Schulreform führte 1938 zur Auflösung des Realgymnasiums.

Die Kriegsvorbereitungen Hitlers betrafen auch das Gebäude der Schule. Unter anderem belegen dies drei Dokumente aus dem Plauener Stadtarchiv:

 

23.02.1939: Einbau von öffentlichen Luft-schutzräumen

24.08.1939: Die Reichsstelle für Getreide hat die Turnhalle sichergestellt und die Tragfähigkeit überprüft.

14.02.1940: Wegen fehlender Belüftung ist der Luftschutzraum nur für 110 Personen geeignet.

 

 

Eine Zeitzeugin erinnert sich an die vierziger Jahre in der Wirtschaftsoberschule:

Disziplin wurde groß geschrieben. Montags, vor Schulbeginn, gab es einen Fahnenappell. In der großen Pause war für alle Schüler Rundgang auf dem Hof vorgeschrieben.Die Schüler saßen auf 3-er Klappbänken mit Tintenfässchen und violetter Tinte. Es gab ein Zimmer für auswärtige Schüler, die mit der Bahn kamen. Lehrer wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Bei Fliegeralarm mussten alle Schüler in die Kellerräume.“

Am 16.01.1945 wurde die Schule durch Bombenangriffe erheblich beschädigt. Danach wurde der Unterricht teilweise in die Bahnhofstraße ins Weinlokal Albig verlagert. Durch die verheerenden Angriffe auf Plauen, insbesondere den letzten am 10.04.1945, konnte kein normaler Unterricht mehr stattfinden.


Der offizielle Unterricht wurde im Oktober 1945 wieder aufgenommen. Eine weitere Zeitzeugin spricht von Klassenzimmern mit Igelitt-Fenstern und ohne Heizung. Die Lehrlinge, die eine kaufmännische Ausbildung absolvieren sollten, saßen mit Mänteln und Handschuhen in den Bänken. Auch zu Hause war es eiskalt, wenn die Hausaufgaben erledigt werden mussten.

Die bei den Bombenangriffen im Frühjahr 1945 zerstörten Schulen fanden in den folgenden Jahren eine Unterkunft im Gebäude der heutigen Friedensschule. Sowohl die Staatliche Oberschule für Jungen aus der heutigen Freiheitsstraße als auch die Städtische Oberschule für Jungen aus der Jößnitzer Straße eröffneten am 1. Oktober 1945 hier ihren Unterricht.

Mit Beginn des Unterrichts am 1.9.1946 fand die Zusammenlegung zur Staatlichen Oberschule für Jungen unter Leitung von Oberstudiendirektor Paul Forkel statt.

Ab 1947 durften nur ein oder zwei Mädchen in einer Klasse sein. Mit Genehmigung des Kreisschulrates und des Ministers wurde später ein drittes Mädchen pro Klasse erlaubt.

Der Schulausschuss beschloss am 29.7.1949 einstimmig, mit Beginn des neuen Schuljahres am 1. September 1949 die neu zu errichtende Grundschule im Gebäude des ehemaligen Realgymnasiums in „Friedensschule“ zu benennen. Der Friedensgedanke nach dem Inferno des 2. Weltkrieges soll künftig bei der heranwachsenden Jugend in der Schule zu pflegen sein. Picassos Taube symbolisiert auch an der Friedensschule diese Sehnsucht nach Frieden.

Ab 10. Mai 1952 wurde in Plauen eine Volksmusikschule eröffnet. Sie war als Einrichtung der Abteilung Volksbildung der Friedensschule angeschlossen. Die Volksmusikinstrumente Akkordeon, Mandoline und Gitarre sowie Chor und Musiklehre standen auf dem Programm. 1957 wurde Werner Reichel Direktor. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Musikschule zu einem kulturellen Zentrum im Vogtland. 

Im Schuljahr 1956/57 konnten drei 9. Klassen unter dem Direktor Karl Porstmann aufgenommen werden und die Friedensschule wurde Mittelschule mit Abschluss der „Mittleren Reife“.

Von 1965 an entwickelte sich die Friedensschule zur 10-klassigen Polytechnischen Oberschule (POS) und blieb dies bis 1989. Die Unterrichtsfächer waren neben den üblichen auch Russisch, Staatsbürgerkunde und Polytechnischer Unterricht, welcher Produktive Arbeit und Einführung in die sozialistische Produktion beinhaltete.

1978 wurde der Wehrunterricht – ein vormilitärisches Fach - eingeführt. Die Lehrkräfte kamen aus militärischen Einrichtungen.

Anfang September 1989 begingen Schüler, Lehrer, Eltern und Gäste die Festwoche zum 40-jährigen Jubiläum der Friedensschule.

Unter dem Motto: „Ein Kind braucht den Frieden wie die Blume das Licht“ starten die Jugendlichen den Friedenslauf. Auf dem Bärenstein gab es ein Schulfest, in der Aula eine große Festveranstaltung.

Die Zeichen der politischen Veränderung waren zur Festwoche schon zu spüren, gab es doch in den vorangegangenen Ferien die Flüchtlingswelle in die BRD über Ungarn.

Die Ereignisse am 7. Oktober 1989 in der Stadt Plauen bewegten alle. Die Emotionen schwankten extrem von Hoffen auf Veränderungen des politischen Systems über die Angst um die Existenz. Etliche Lehrer reihten sich in die wöchentlichen Demonstrationen ein.

Die Klassen, die 1988 in der 8. Klasse bei ihrem Besuch in Berlin vor der Mauer standen, konnten bei ihrer Abschlussfahrt 1990 durch das Brandenburger Tor zur Siegessäule und zur Gedächtniskirche laufen. Dabei waren die Lehrer viel aufgeregter als die Schüler. Zu ihrer Abschlussfeier Anfang Juli bezahlten sie ihr Festessen bereits mit der D-Mark.

Nach der politischen Wende in der DDR und der Wiedervereinigung 1990 musste das Kollegium der Friedensschule unter Leitung von Frau Morgner das Profil der Schule neu gestalten. Das Wegfallen der ideologischen Zwänge erlaubte es den Lehrern nun, den Unterricht freier zu gestalten.

Mit der Einrichtung der Mittelschulen in Sachsen 1992 konnte sich die Schule für verschiedene Richtungen und Profile entscheiden. An der Friedenschule Plauen entstanden Bildungsgänge mit wirtschaftlicher und sozial-hauswirtschaftlicher Ausrichtung. Beide führten zum Realschulabschluss und im hauswirtschaftlichen Profil konnte nach der 9. Klasse der Hauptschulabschluss erreicht werden. Damit verbunden war die Einrichtung entsprechender Fachkabinette.

Aber auch der Sport wurde weiterhin an der Schule groß geschrieben. Erfolge in unterschiedlichen Sportarten und die Teilnahme an Sportveranstaltungen gehörten zum alltäglichen Schulleben.

Im Jahr 1999 stand mit der 90-Jahr-Feier ein Höhepunkt an, welcher auch in der breiten Öffentlichkeit in Plauen wahrgenommen wurde. Lehrer und Schüler feierten gemeinsam mit ehemaligen Absolventen dieses Jubiläum mit einer Festwoche.

Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist von gegenseitiger Achtung und gemeinsamen Leistungswillen geprägt und trägt maßgeblich zum guten Ruf der Friedensschule Plauen bei. Die Frühlingskonzerte, Weihnachtsprogramme und Abschlussfeiern der Schulabgänger wurden zu kleinen kulturellen Höhepunkten im Schulleben.

Mit der Generalsanierung von 2002 bis 2004 wurden durch die Stadt gute materielle Voraussetzungen geschaffen.

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